Frustrierend für Klienten und Therapeut: es geht in der Behandlung nicht recht vorwärts oder nach Fortschritten wieder zurück. Keine eindeutigen Symptome, weitgehend undramatische Laborbefunde, Klienten sind gestresst und irgendwann auch der Therapeut.
Dahinter steht gar nicht so selten die HPU (Hämopyrrollaktamurie), eine Störung im Häm-Stoffwechsel. Sie ist außer mit einer relevanten Beeinträchtigung der körpereigenen Entgiftung mit ausgeprägten Mikronährstoffdefiziten verbunden. Betroffen sind vor allem Vitamin B6 und Zink. Beide sind als Coenzym unerlässlich für zahllose Stoffwechselfunktionen, nicht zuletzt für Auf- und Abbau von Neurotransmittern und Hormonen, auch von Sexualhormonen.
Nach bisherigem Wissen sind circa 10% (!) aller Frauen davon betroffen. Zahlreiche Klienten sind im HPU-Test positiv – wenn denn in den Praxen danach gesucht wird. Im Übrigen nicht zu verwechseln mit der KPU (Kryptopyrrolurie). Die Symptomatik ist sehr unspezifisch, da durch den Mangel an Häm und durch Mikronährstoffdefizite verursacht.
Psychische Störungen wie Ängste und depressive Reaktionen, aber auch somatische wie Schild-drüsenerkrankungen, Zyklusanomalien, PMS und unerfüllter Kinderwunsch sind klassisch und werden oft nicht mit der zugrundeliegenden HPU in Zusammenhang gebracht. Und wer denkt schon bei Erschöpfung an die HPU?
Typische Auslöser zur Dekompensation und Symptombildung sind zum Beispiel die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln mit den dadurch verursachten Mikronährstoffverlusten, Schwanger-schaft und Geburt. Manchmal wird auch erst in den Wechseljahren die HPU detektiert. Auch dann, wie natürlich zu jedem früheren Zeitpunkt, lohnt es sich absolut, zu therapieren, hauptsächlich mit der Supplementation der defizienten Mikronährstoffe und erfreulicherweise nicht in Form einer medikamentösen Therapie.
Quelle: Dr. Tina Ritter
Die Hämopyrrollaktamurie (HPU) ist eine familiär gehäuft auftretende, genetisch determininierte Stoffwechselstörung. Sie ist in der Literatur auch bekannt unter dem Namen Kryptopyrrolurie, Malvaria oder Chinese Doll Desease.
Ungefähr jede 10. Frau und jeder 100. Mann ist davon betroffen. Da die HPU häufig vererbt wird, sollten bei Vorliegen einer HPU auch Blutsverwandte, wie Kinder, Geschwister und Eltern auf die HPU getestet werden.
Wird diese Stoffwechselstörung nachgewiesen, zeigen sich bestimmte Symptome und Beschwerden, welche die Lebensqualität meist deutlich beeinträchtigen können. Die Auswirkungen können sich bereits in den ersten Lebensmonaten, aber auch noch im hohen Alter bemerkbar machen. Je früher eine HPU diagnostiziert und behandelt wird, desto geringer ist der Leidensdruck.
Im gesunden Stoffwechsel fallen die sogenannten Pyrrole (Bausteine des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin) als Abbauprodukte des Eiweißstoffwechsels an. Pyrrole sind in geringer Zahl für einige
Stoffwechselwege nötig. Da sie aber giftig sind, erfolgt ihre Ausscheidung nach Gebrauch durch die Galle. Hierbei werden 4 Pyrrole zu einem Komplex verbunden. Dadurch werden sie ungiftig und über
die Galle und den Darm ausgeschieden.
Bei Vorliegen einer HPU fallen deutlich mehr giftige Pyrrole im Blut an, was eine komplette Ausscheidung über die Galle unmöglich macht. Die höhere Anzahl an Pyrrolen muss deswegen über die Nieren aus dem Körper geschleust werden. Giftige Pyrrole werden auf diesem Weg an Vitamin B6 und Zink gekoppelt – nur so können sie entschärft und über den Urin ausgeschieden werden. Hierbei werden weit grössere Mengen an Vitamin B6 und Zink verbraucht, als dass der Körper über die Ernährung ausgleichen könnte. So zeichnet sich eine chronische Mangelsituation ab.
Als direkte Folge der Mikronährstoffmängel (Vitamin B6, Zink, Mangan) entstehen im chronischen Verlauf in der Regel körperliche und psychische Beschwerden. Auch die toxischen Zwischenprodukte, die bei der unzureichenden Häm-Synthese anfallen, können ebenfalls zu psychischen Auffälligkeiten führen (Stimmungsschwankungen, Depression, Schizophrenie, Angst, Panikattacken, Unruhe, Hyperaktivität).
Sie haben ein pfiffiges und intelligentes Kind. Die Schule dürfte kein Problem sein. Eigentlich. Aber ihr Kind ist oft müde, schlaff, antriebsarm, kann sich trotz guter Motivation und Vorbereitung nicht lange konzentrieren und kommt schließlich erschöpft nach Hause, um mit letzter Kraft noch Hausaufgaben zu machen. Sie versuchen es mit weniger Süßigkeiten, weniger Fernsehen, mit mehr Schlaf – aber ohne Erfolg. Sie schieben es auf schulische Überlastung, schlechte Lehrer – aber auch das ist es nicht. Aber dass Ihr Kind Stress hat, steht fest. Ursache könnte ein HPU sein.
Die HPU ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht alle Verhaltensauffälligkeiten und Hirnleistungs-störungen psychisch bedingt sind. Gerade bei AD(H)S-Kindern ist oft unter Gabe der fehlenden Nährstoffe eine eindeutige Verbesserung zu sehen. Leider ist dieses Stoffwechselstörung noch sehr unbekannt und wird von vielen Therapeuten nicht anerkannt. Deshalb wird viel zu schnell und zu häufig mit Psychopharmaka behandelt.
Weisse Flecken auf den Fingernägeln, Schwangerschaftsstreifen (Striae), blasse Hautfarbe (v.a. Gesicht), hypotone (schlaffe)
Muskulatur
Quelle: Dr. Tina Ritter
Der geschichtlich ältere Kryptopyrroltest, der immer noch in den meisten Laboren weltweit angeboten wird, weist verschiedene Pyrrolverbindungen im Urin nach, die auch nach Einnahme von bestimmten Medikamenten oder durch toxische Belastungen entstehen können. Dadurch ist dieses Testverfahren zur Detektion der Stoffwechselstörung weniger gut geeignet als der sehr viel spezifischere HPU-Test®, der seit dem Jahr 2000 verfügbar ist und ganz spezifisch HPL-Komplexe misst, die nur und ausschließlich bei HPU gebildet werden. Ein weiterer Vorteil dieses neuartigen Testverfahrens ist, dass auch sogenannte Abendausscheider mit Hilfe des 24 Stunden-Urins gefunden werden können. Bei ihnen kommt es, bedingt durch den bestehenden Mangel der Mikronährstoffe, erst durch die mit der warmen Hauptmahlzeit aufgenommenen, kleinen Mengen Zink und Vitamin B6 zu einem kurzfristigen Ausscheiden der HPL-Komplexe ca. 2 Stunden nach dem Essen.
Die Einnahme von Vitamin B6 oder Multivitaminpräparaten verfälschen den Test ebenso wie die Einnahme von Zink. Der Urin sollte auch nicht während oder direkt nach der Periode oder in einer ungewohnt stressfreien Zeit bzw. bei bettlägeriger Erkrankung gesammelt werden. Auch die Einnahme von Antibiotika kann zu falsch negativen Werten führen, da durch deren Einsatz vermehrt Darmbakterien absterben, wodurch Vitamin B6 freigesetzt wird. Die Einnahme von Entwässerungsmitteln kann das Testergebnis ebenfalls verfälschen.
Im Zusammenhang mit dieser Stoffwechselstörung ist es auch wichtig, weitere Stoffwechsel-störungen abzuklären. Vor allem bei Erwachsenen findet man Autoimmunerkrankungen wie zum Beispiel den Hashimoto-Thyreoiditis. Oft besteht gleichzeitig eine Darmschädigung ("Leaky Gut"), die eine Störung der Nährstoffaufnahme zur Folge hat. Somit ist es sinnvoll, die Darmfunktion und die Nährstoffe im Körper untersuchen zu lassen.
Wenn Sie sich auf HPU testen lassen möchten, vereinbaren Sie bitte einen Termin in unserer Praxis.
Wir haben Testsets vorrätig und wir erklären Ihnen gerne, wie Sie den HPU-Test zuhause richtig durchführen.
Zum Schluss weisen wir Sie gerne auf das Buch "Stoffwechselstörung HPU" von Dr. Tina Ritter und Dr. Liutgard Baumeister-Jesch hin.
Die beiden Autorinnen erläutern die Zusammenhänge, stellen Konzepte für eine ganzheitliche Therapie vor, die Entgiftungsblockaden auflöst und Vitalstoffmängel beseitigt.